Landgraf Friedrich II. - Hessen Militär

Lebendige Geschichte in Hessen
Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte
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Landgraf Friedrich II.

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Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel
Dieser hessische Landgraf ist durch den Soldatenhandel in die Geschichte eingegangen, oft als „Menschenverkäufer“ verunglimpft, ist dieser Landesfürst jedoch einer der ersten Fürsten der Aufklärung gewesen.
Landgraf Friedrich in der Uniform des IR 45
1720 in Kassel geboren genoss er eine umfangreiche Bildung. Besuchte auf seiner „Grand Tour“ London und Paris, und war auch in militärischen Dingen erfolgreich. So führte er 1741 die hessischen Truppen im österreichischen Erbfolgekrieg auf der Seite Carl Albrechts gegen Maria Theresia. Einige Jahre später bekam er von seinem Schwiegervater, George II. von England, ein Kommando unter dem Herzog von Cumberland gegen die Jacobiten. Doch nach dem Massaker von Culloden (1746), in Schottland, verweigerte er eine Beteiligung seiner Truppen an der darauf folgenden Menschenjagd, wofür er noch heute in Schottland verehrt wird. Kurz darauf, 1749, konvertierte er zum Katholizismus, ein Schock für die protestantische Welt. Er musste sich mit der berühmt gewordenen Assekurationsakte verpflichten die Religion als Privatsache zu behandeln. Das ohnehin angespannte Verhältnis zu seinem Vater, den Landgrafen Wilhelm VIII. war nun vollends zerrüttet, auch bekam er nun kein bedeutendes Kommando vom König mehr. Friedrich bemühte sich daher in österreichische Dienste zu treten, doch der preussische König kam diesen Überlegungen zuvor und übergab dem Erbprinzen das Infanterie Regiment No.45, beförderte ihn zum Generalleutnant und später zum Generalfeldmarschall – jedoch ohne dass er beabsichtigte den Erbprinzen, bzw. späteren Landgraf, jemals aktiv in diesen Positionen agieren zu lassen.
Friedrich II bei seinem Regierungsantritt
Als Friedrich 1760 die Regierung übernahm, trat er ein schweres Erbe an:

Hessen war einer der Hauptkriegsschauplätze des siebenjährigen Krieges, das Land war verwüstet, viele Dörfer zerstört. Der Militärapparat war stets die wichtigste Einnahmequelle des Staates gewesen, mit der Vermietung der Truppen bestritt die Landgrafschaft fast 60% des gesamten Jahreshaushalts. Alle Bestrebungen gingen nach dem Krieg dahin, dass verhältnismäßig gigantischen Herr der Landgrafschaft zu reduzieren und neue Wirtschaftzweige zu erschließen. Manufakturen wurden gegründet und die Landwirtschaft wiederbelebt. Doch erst die Unruhen in den englischen Kolonien in Amerika und der 1775 / 1776 abgeschlossene Subsidienvertrag mit England brachte der Landgrafschaft den erhofften Aufschwung. Die Soldaten meldeten sich in ersten Jahren freiwillig, sah es doch nach einer leichten Mission aus ein paar Rebellen niederzumachen, die Aussicht auf Beute, Ruhm und Aufstiegsmöglichkeiten war zu verlockend. Doch als sich abzeichnete, dass sich der Krieg hinziehen würde, und immer mehr hessische Soldaten fielen, kamen die Zwangswerber – gegen den Befehl des Landgrafen. Da Amerika von Frankreich unterstützt wurde, sich auf diese Weise Frankreich für den verlorenen siebenjährigen Krieg an England rächen wollte, kam auch die negative Propaganda hauptsächlich aus Frankreich – und diese wirkt bis heute nach. Die Einnahmen aus diesem Subsidienvertrag rissen jedoch die Landgrafschaft förmlich aus dem Mittelalter heraus. Neue Straßen konnten gebaut werden, Dörfer wurden errichtet, die Stadt Kassel modernisiert: der Friedrichs- und Königsplatz entstand, ein neues Opernhaus wurde gebaut, es folgten die Gründung der Kunstakademie (1777) und der Bau des Fridericianums (1779), des ersten öffentlichen Museums auf dem Kontinent. Dies sind nur einige Beispiele für die zahlreichen Projekte des kunstsinnigen Landgrafen. Landgraf Friedrich II. war ein großer Liebhaber der Oper, Werke von Rameau, Gluck, Jommelli, Gretry, Hasse und vom Hofkomponisten Fiorillo machten das Haus bald überregional bekannt. Eine französische Ballett- und Schauspieltruppe wurde engagiert.

Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel in der Uniform des 1. Garderegiments
(J.H.Tischbein, Schloss Wilhelmsthal, MHK)
Ein weiteres Projekt, schon seit 1760 war das Collegium Carolinum, eine Art Universität an der Landgraf Friedrich II. einige der besten Köpfe versammelte. Dozenten waren der Maler J.H. Tischbein, der Bildhauer A.Nahl, der Forschungsreisende Georg Forster (er hatte James Cook bei seinen Reisen begleitet) der Architekt Simon du Ry, und der Anatom Thomas von Soemmerling. Die Einrichtung verfügte über eine exzellente Ausstattung und Lehrkräfte, konnte sich jedoch nie wirklich etablieren, so dass die Einrichtung nach dem Tode des Landgrafen der Lehrbetrieb eingestellte. Aus dem Collegium Carolinum ging die Kunstakademie hervor, die noch heute als Kunsthochschule Kassel existiert.
Landgraf Friedrich II. mit seinen Hofdamen
Landgraf Friedrich II. war im Gegensatz zu seinem Vater und auch zu seinem Erben dem späteren Kurfürsten kein Despot. Kunstsinnig, der Aufklärung sehr aufgeschlossen, liebte er dennoch den höfischen Pomp und die Prachtentfaltung. Er versuchte die Gartenanlagen seines Großvaters, des Landgrafen Carl, zu vollenden, liebte die höfische Jagd, die großen höfischen Feste und Paraden seiner Truppen und ausgiebige Bankette. Als gutmütig aber auch wankelmütig beschrieben, unterhielt er zahlreiche Liebschaften. Der Hof der Landgräfin war von dem des Landgrafen meist getrennt: er bevorzugte die Gesellschaft der älteren Offiziere, die laut zeitgenössischen Berichten, sehr unbefangen mit dem Landgrafen sprachen, sowie hübscher Hofdamen und seiner Mätressen. Reisende berichten, dass die Etikette am Kasseler Hof recht zurückhaltend angewandt wurde und der Landgraf ohne Standesdünkel auch herzlich mit interessanten Reisenden verkehrte, wie z.B. mit dem Schotten James Boswell.
Landgraf Friedrich II. mit seinem 1. Garderegiment
(Museum Bad Wildungen, MHK)
Aktualisiert: 20.05.2024
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