Hofhaltung im Rokoko 2022 - Hessen Militär

Lebendige Geschichte in Hessen
Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte
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Hofhaltung im Rokoko 2022

Hofhaltung im Rokoko
Hofhaltung im Rokoko - das neue Konzept:
Wir als Organisationsteam hatten für diese dritte Veranstaltung nach der langen Pandemiepause einen neuen Ansatz. Wir wagten ein Experiment: die Verknüpfung von Reenactment / Living History und Larp.
An dieser Stelle seien die verschiedenen Begriffe kurz erklärt:
Reenactment beschreibt die Wiederaufführung ganz bestimmter historischer Ereignisse, wie z.B. die Schlacht von Waterloo.
Living History hingegen ist eine Inszenierung einer bestimmten historischen Lebenswelt, wie in unserem Fall das späte 18. Jahrhundert.
Beide Ansätze haben einen sehr hohen, musealen Anspruch, was Garderoben, Uniformen und Ausstattungen angeht. Hier wird viel nach und mit Originalen gearbeitet, um ein möglichst historisch glaubwürdiges und stimmiges Szenario zu erzeugen.
Larp (Live Action Role Play) legt den Schwerpunkt auf das Spielen, das Darstellen einer selbstgewählten Rolle am ehesten vergleichbar mit Improvisationstheater. Doch diese Charaktere folgen keinem festgelegten Script, Charaktere können sich weiterentwickeln. Es wird nicht verlangt, dass die Darsteller Schauspielunterricht erhalten haben und ihre Rolle dementsprechend spielen, wie z.B. mit auswendig gelernten Texten für Theaterstücke. Das Thema beim Larp kann frei gewählt werden, egal ob Geschichte, Fantasy oder Science Fiction, es ist alles erlaubt was Spaß macht.
Unser oberstes Ziel sollte dabei sein, dass die Darsteller authentisch bleiben, dabei die Zeit / Epoche ihres Handels im Kopf haben, dazu kommt die eigene Position in der Gesellschaft (Stand, Rang, Beruf) und die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit, wie z.B. die Hofetikette. Aus dieser Perspektive heraus soll agiert werden. Eine Spielleitung entwirft Storyplots, typisch für Larp, aber eng angelehnt an die eigentliche Geschichte, jedoch mit dem Ziel, dass eine Eigendynamik entsteht.
Dazu kommen festgelegte Programmpunkte, die den Tagesablauf bei Hofe bestimmen.
Fotos: Osthessennews / O.Bellec / A.Jungmann / J.Mora Cid
Dieses Konzept war so noch nie umgesetzt worden. Zur Ehrlichkeit gehört auch dazu, dass viele Veranstaltungen, auch unsere eigenen, trotz aller Detailliebe mehr in eine Art Kostümcamping endeten, oder bei höfischen Veranstaltungen mehr als Tanz, Essen und Flanieren nicht stattfand. Und das war uns einfach zu wenig.
Durch unsere kreative Vorarbeit im Hintergrund, änderte sich dies nun schlagartig und machte diese Veranstaltung für alle Beteiligten zu einem Ereignis, dass die Vorstellungen und gedachten Grenzen völlig sprengte. Selbst langjährige Reenactors, die 20 Jahre und länger dabei sind, beschrieben es als eine regelrechte Wiedergeburt. Das Publikum war fasziniert, fast schockiert von der Ernsthaftigkeit, und Glaubwürdigkeit, wie die Leute ihre Rollen spielten, oder vielmehr lebten.
Denn die Teilnehmer lebten ihre Rollen, auch wenn sie nur unter sich waren. Uns war es wichtig, dass wir keine Besucheranimation machten, d.h. wenn Besucher den Raum betraten wir erst dann eine bestimmte Szene vorspielten.
Das war kein "Theater" mehr, das war eine wirkliche Zeitreise und wir wurden noch nie mit so viel positivem Feedback und begeisterten, glühenden Reaktionen regelrecht bombardiert. So schrieb ein Teilnehmer, er könne sich nur schwerlich vorstellen, dass Veranstaltung ohne diese Elemente, ohne dieses Konzept noch funktionieren, wenn man das jetzt erlebt hat.
Wir sind selbst völlig überwältigt von denen eigenen Eindrücken. Für uns ist klar, dass das der Weg in die Zukunft, den das Reenactment im 18. Jahrhundert nehmen muss. Und selbstverständlich arbeiten wir bereits an einer „zweiten Staffel“.
Fotos: J.M.Cid / A.Jungmann / O.Bellec
               
Die Veranstaltung selbst setzte im Herbst 1775 an. Es ist der Moment, in dem die Landgrafschaft Hessen-Kassel in die Weltpolitik eingreift. Wir bewarben unsere Veranstaltung mit folgendem Text, der auch das allgemeine Setting beschreibt:

„1775 - Es ist ein bewegendes Jahr für die Landgrafschaft. In den amerikanischen Kolonien sind Unruhen ausgebrochen. Um der Lage wieder Herr zu werden, will das Königreich England beim Landgrafen von Hessen-Kassel im großen Stile Truppen anmieten. Geld, das die Landgrafschaft nach dem verheerenden siebenjährigen Krieg dringend benötigt, um die ambitionierten Pläne des Landgrafen zu finanzieren. Diplomaten gehen ein und aus, der Hofadel ist ebenfalls in Unruhe, da die Residenz umgebaut werden soll und so die Wohnungen neu vergeben werden. Viele Bürger versuchen bei der Administration ihre Geschäfte voranzubringen und die Offiziere bemühen sich um attraktive Posten."
     
           
Hofhaltung im Rokoko - der Film
                   
Der Film wurde durch Vereinsmittel der Gesellschaft für Hessische Militär- und Zivilgeschichte e.V. finanziert.
Film, Kamera & Schnitt: Juan Mora Cid
         
      
         

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Aktualisiert: 26.11.2024
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