Jagduniformen und Jagdkleidung - Hessen Militär

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Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte
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Jagduniformen und Jagdkleidung

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Jagduniformen und Jagdkleidung bei Hofe
Die Farben der Jagdkleidung entstanden um 1700, so war allgemein grün als Farbe für Jagdkleidung üblich, blau für die Falkenjagd und rot für die Parforcejagd. Ein Farbschema, das auch heute noch gilt.

Viele europäische Höfe hatten im 18. Jahrhundert eigene, spezielle Jagduniformen, unabhängig vom gängigen Farbschema. Die Jagduniformen die in der Regel für alle Mitglieder der Jagdgesellschaft vorgeschrieben sind, waren zudem auch identisch gearbeitet. Das Vorbild dafür kam vom französischen Hof Ludwig XV. Die französischen Jagduniformen waren blau und rot und überreich mit goldenen und silbernen Tressen belegt.

Louis XV a la chasse
Allein die Uniformen der Jagdhelfer und Lakaien waren leicht unterschiedlich. Bei den großen und kleineren höfischen Jagden, die stets Hauptereignisse des höfischen Lebens darstellten und mit größtem Aufwand betrieben wurden, galt eine gänzlich andere Etikette – Standesunterschiede der adeligen Hofgesellschaft sollten zumindest optisch für den Moment der Jagd (natürlich nur innerhalb der Jagdgesellschaft) ausgeklammert werden, ebenso wie das höfische Zeremoniell. An dessen Stelle traten das Jagdzeremoniell und die Erwartungshaltung sich „weidmännisch“ zu verhalten.

An den Höfen Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel amte man dies natürlich nach. Jagden gehörten auch hier zu den wichtigsten höfischen Ereignissen. Und viele Festlichkeiten drehten sich um die Jagd. Die Jagdliebe des Darmstädter Landgrafen Ludwig VIII., den man schon zu Lebzeiten den „Jagdlandgrafen“ nannte, ging sogar so weit, dass er von seinem Jagdschloss Kranichstein die Regierungsgeschäfte führte, spezielle Münzen prägen ließ, eine gigantische Waffen und Trophäensammlung anhäufte, seinen Hofkomponisten Graupner damit beauftragte möglichst oft Jagdhörner in seine Kompositionen zu integrieren und sich sogar eine Kutsche leistete, die von weißen Hirschen gezogen wurde.
In Hessen-Kassel tat sich vor allem Landgraf Friedrich II. als begeisterter Jäger hervor. Friedrich II. Bevorzugte jedoch die die Reiherbeize, eine weitere Form der Falkenjagd. Sie galt damals als die vornehmste Jagd-Art. Tischbein hatte im Auftrag des Landgrafen eine solche Reihebeize auf sechs großformatigen Bildtafeln festgehalten, die ursprünglich für das Jagdschloss Wabern geschaffen wurden (Heute Schloss Fasanerie). Mit diesem Jagdereignis wurde nicht nur das Ende des Siebenjährigen Krieges gefeiert, sondern auch die Versöhnung mit dem benachbarten Fürstentum Waldeck-Pyrmont, welches im Kriege auf Seiten der Österreicher stand.

An beiden hessischen Höfen waren Jagduniformen üblich, doch statt der dominierenden Farbe blau nach dem französischen Vorbild wählte man rot. In Darmstadt waren Rock, Weste und Beinkleider aus rotem Tuch, aber mit zahlreichen Goldborten belegt. Als Kontrastfarbe bei den Aufschlägen und Kragen wählte man grün.

Prinzessin Henriette Caroline von der Pfalz-Zweibrücken, Landgräfin von  Hessen-Darmstadt (1721 - 1774) von Georg Adam Eger, ca.1770
In Hessen-Kassel orientierte man sich stärker an dem Vorbild des Hofes von Versailles, allerdings kehrte man die Farben um: Während man am französischen Hofe einen blauen Rock mit roter Weste trug, wählte man am Kasseler Hofe einen roten Rock mit blauer Weste. Aber man übernahm fast 1:1 den reichen Bortenbesatz der französischen Jagduniformen aus Gold- und Silber, allerdings in leicht reduzierter und vereinfachter Form.
Landgraf Friedrich II. bei der Reiherjagd, J.H.Tischbein
Auch die Damen hatten sich Uniformen machen zu lassen, jedoch wurde zu Rock und Weste natürlich ein Kleid getragen.
Aktualisiert: 02.08.2024
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