Uniform - Hessen Militär

Lebendige Geschichte in Hessen
Gesellschaft für hessische Militär- und Zivilgeschichte
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Leichte Infanterie
               
Als leichte Infanterie bezeichnet man seit Beginn des 18. Jahrhunderts spezielle Truppen, die außerhalb der üblichen Schlachtordnung zumeist als Schützen in aufgelöster, auseinandergezogener Ordnung kämpften. Frühe Vertreter dieser Waffengattung waren die Jägertruppen, die zunächst in Hessen, später in Preußen und in anderen deutschen Staaten errichtet wurden.
Die Erfindung einer leichten Infanterie und die Errichtung von Spezialtruppen war zugleich die Folge der Entwicklung der Waffentechnik wie auch neuer Erkenntnisse über die Beweglichkeit und Verwundbarkeit von Truppenkörpern, die sich aus offenbar in der Zwischenzeit vergessenen Militärtugenden der Antike speisten.
Bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein, der 1618 begann, war die Haufentaktik noch üblich, deren beste Ausformung der spanische Gevierthaufen war. Gleichzeitig, so lassen zeitgenössische Berichte erahnen, war es mit der Disziplin nicht weit her. Die Heere und Schlachtordnungen waren schwerfällig.
Zeitgenössische Abbildung eines Jägers zu Pferd (links) und eines Jäger zu Fuß. (Staatsarchiv Marburg)
           
Dillenburger helfen siegen
             
Vorreiter einer neuen Taktik waren die Verwandten des aus Dillenburg stammenden Wilhelm von Oranien, des Schweigers, der als Statthalter der Niederlande den Kampf gegen die Spanier organisiert hatte. Aus leidvoller Erfahrung mit mangelnder Disziplin beförderten Wilhelms Bruder Moritz von Oranien und dessen Vetter Ludwig von Nassau ab dem Jahr 1590 eine neue Taktik mit flachen statt quadratischen Soldaten-Haufen, mit einer Mischung aus Musketieren und Pikenieren, die sich gegenseitig zu schützen wussten. Diese Neuerungen waren revolutionär und setzten sich nach und nach auch in anderen Heeren durch. So organisierte der Schwedenkönig Gustav Adolf sein Heer nach dem niederländischen Muster.
Oranier und Nassauer waren große Förderer der Kriegswissenschaften. So gründete Graf Johann VII., der Mittlere, von Nassau-Siegen 1616 in Siegen die erste Kriegsakademie der Welt, die unter der Leitung des Danziger Obristen Johann Jakob von Wallhausen stand.
Im ausgehenden 17. Jahrhundert entwickelte sich unter diesem Einfluss nach und nach die Lineartaktik, bei der sich die linear aufgestellten, lang gezogenen Truppenkörper in mehreren hintereinander aufgestellten „Treffen“ gegenüberstanden. Die im Dreißigjährigen Krieg vorherrschenden Haufen waren abgelöst, Lunten- und Radschlosswaffen wichen den Steinschlossgewehren. Die Piken verschwanden bis 1710 ganz.
     
           
Im Wald war Schluss mit Linie
             
Die Linear-Taktik des 18. Jahrhunderts, die in Preußen mit einigen Modifizierungen bis in den Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763)   zur höchsten Blüte geführt wurde, war effektiver als der Kriegshaufen, nahm aber den Truppen nur wenig von ihrer Schwerfälligkeit und offenbarte unter gewissen Bedingungen auch ihre Schwächen. Die Lineartaktik funktionierte in weiten Ebenen gut. In unebenem Gelände wurden die Linien oft in Unordnung gebracht. Auf dem Marsche und in Dorf- und Waldgefechten funktionierte sie nicht.
In den schlesischen Kriegen setzte Österreich erstmals in nennenswertem Umfang kroatische Grenztruppen und Panduren ein, die aus der Deckung heraus und zerstreut auf die Linientruppen schossen und durch das gezielte Abschießen von Offizieren Unordnung in den Linien stifteten. Gerade in vorgenannten Situationen richteten sie schlimme Schäden an. Ferdinand von Braunschweig schimpfte über die Kroaten und Panduren, die „immer wie Diebe und Räuber hinter Bäumen versteckt sind und sich nie im offenen Felde zeigen, wie es braven Soldaten geziemt“.
Die von Friedrich II. errichteten Freibataillone, die den Grenzern im so genannten „kleinen Krieg“ Einhalt gebieten sollten, richteten es nicht. Friedrich schätzte zudem ihre Leistung und ihr Auftreten nicht. Hans Delbrück schreibt in seiner „Geschichte der Kriegskunst“, die preußischen Freibataillone seien schlechter zusammengesetzt gewesen als die Linien-Bataillone. „Ihnen fehlten die Landeskinder, es waren Abenteurer, Deserteure, Vagabunden, die sich von der regulären Infanterie nur dadurch auszeichneten, daß ihnen das fehlte, was diese stark machte, nämlich die Disziplin.“ Das Fehlen von Disziplin und   Motivation schien diese Truppen beinahe unbrauchbar zu machen.
     
           
Unorthodox kämpfende Gegner
Im Gegensatz dazu errichtete Friedrich II. auch mehrere Jägerkompanien, die im Gegensatz zu den Freibataillonen aus besonders tüchtigen, zuverlässigen Leuten zusammengesetzt gewesen sein sollen. Es handelte sich zunächst um bei Hof angestellte gelernte Jäger und deren Söhne, die selbst Aussicht auf Anstellung in den Jagd- und Forststellen des Königs hatten. Der berufsständische Zusammenhalt mit einem außerhalb des Militärs geprägten Ethos bewirkte den großen Erfolg der Truppe, die vor allem für Dienste als Kundschafter, Kuriere, Scharfschützen und Plänkler eingesetzt wurde.  
Ebenso wie Preußen im Siebenjährigen Krieg mit Kroaten und Panduren konfrontiert wurde, so erlebten die Briten Ähnliches, als sie bei dem Versuch, den Aufstand in ihren nordamerikanischen Kolonien niederzuwerfen, in großem Umfange die unorthodoxen Kampfesweisen der abtrünnigen Amerikaner kennen lernen mussten. Der regulären Armee fehlte die rechte Antwort auf den von diesen geführten „kleinen Krieg“.
Aus diesem Grund erhöhte die Krone die Anforderung von Jägertruppen aus den deutschen Kleinstaaten, mit denen 1776 Subsidienverträge über die Gestellung von Truppen für den Krieg in Amerika abgeschlossen worden waren. Die Jäger, die aus Hessen-Kassel, Hanau, Ansbach-Bayreuth und Braunschweig kamen, setzten den amerikanischen Büchsenschützen, den Riflemen, Ähnliches entgegen und trugen wesentlich zur Entlastung der regulären Infanterie bei. Das Jägercorps wurde kompanie- zeitweise auch detachementweise auf die verschiedenen hessischen und britischen Regimenter verteilt.

Aktualisiert: 12.01.2025
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